Von Marita Bullmann
Haldensleben. „Es hat auch schon Tränen gegeben, wenn ein Schüler ein Buch lesen wollte, das gerade ausgeliehen war“, erzählt Herta Springborn. Da brauchte es dann ein paar Tage Geduld, bis das Buch wieder zur Verfügung stand. Herta Springborn ist glücklich darüber, dass die Mädchen und Jungen der Johann-Heinrich- Pestalozzi-Schule so gern in ihre Schulbibliothek kommen. Nach jahrzehntelanger Arbeit in der Kinder- und Jugendbibliothek der Stadt- und Kreisbibliothek in Haldensleben ist sie jetzt im Ruhestand, doch sie ist Bibliothekarin mit Leib und Seele. Sich zur Ruhe setzen, das kam für die deshalb gar nicht in Frage. Seit September betreut sie ehrenamtlich die Schulbibliothek in der Pestalozzischule. Dienstags und freitags kommt sie, um die Bücherschatzkiste zu öffnen, und gleich ist sie umgeben von neugierigen Mädchen und Jungen. Und wenn sie mal außer der Reihe hier ist, kann sie sicher sein, dass die Kinder das sofort mitbekommen und vorsichtig zur Tür reinschauen. „Gerade in dieser schwierigen Zeit, in der für die Kinder so viel ausgefallen ist, sollen sich die Kinder wenigstens Bücher mit nach Hause nehmen können und daran Freude haben“, sagt die Bibliothekarin. Und bei vielen Kindern hat sie die Neugier der Kinder auf Bücher erst geweckt.
Viele Bücher aus der Stadtbibliothek Herta Springborn hat mit dem altem Buchbestand angefangen. Etliches davon stand sogar mal in der Bibliothek in der Kulturfabrik und wurde ausgesondert. Hier fanden die Bücher einen neuen Platz und immer noch Leser. „Ich kann keine Bücher wegschmeißen“, sagt Herta Springborn. Doch nur mit alten Büchern lassen sich die Kinder auf Dauer nicht begeistern, weiß die Bibliothekarin auch, obwohl sie sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt, um die Kinder mit dem Lesen, mit Büchern vertraut zu machen.
Sie liest ihnen vor, lässt sie zu Geschichten malen, reimt mit ihnen, regt die Kinder an, sich selbst Geschichten zu Bildern auszudenken und vieles mehr. Sogar einen Autoren hat sie schon eingeladen. Vor geraumer Zeit hatte sie Michael Reiser, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Haldensleber Vereins Kulturheimat, von der Schulbibliothek erzählt und dass sie keine finanzielle Unterstützung für die Anschaffung neuer Bücher habe. Der Verein organisiert seit Jahrzehnten den Kreisausscheid des Vorlesewettbewerbs. „Wir sind sehr daran interessiert, das Interesse und die Freude am Lesen bei den Schülern zu wecken und zu erhalten“, sagt Michael Reiser. Um Herta Springborn zu helfen, wandte er sich an die Volksbank und erhielt dort finanzielle Unterstützung für die Schulbibliothek.
Mit Fabian Täger, Privatkundenbetreuer in der Haldensleber Filiale der Volksbank Wolfenbüttel, besuchte er jetzt die Bibliothekarin in der Schule. Fabian Täger brachte zwar einen symbolischen Scheck über 646,76 Euro mit, das Geld, das aus den Reinerträgen des Gewinnsparens stammt, war aber bereits ausgegeben. Die meisten der rund 70 Bücher und Hörbücher waren schon ausgeliehen. Herta Springborn und Schulleiterin Ariane Zessin- Petzschull sind froh über die Hilfe. Die Lehrerinnen und Lehrer hatten zuvor in den Klassen erfragt, welche Bücher die Schüler interessieren. Die Wünsche stimmten mit den Erfahrungen der Bibliothekarin überein. Die Grundschüler interessieren sich mehr für Belletristik, die Schüler der oberen Klassen für Sachbücher. Die großen Jungen mögen auch Comics. Nun verfügt die Bibliothek auch über Bücher, die den Sachunterricht mit unterstützen können, zum Beispiel Bücher über Tiere, Garten oder gesunde Ernährung. Das Bücherkabinett Fricke hatte die große Bücherkiste für die Pestalozzischule noch aufgestockt. Und Herta Springborn plant schon, was sie im nächsten Schuljahr für die Kinder organisieren kann. Eine Autorenlesung ist wieder dabei.